Content Note: Der Text bewegt sich zwischen gesellschaftlicher Analyse und individueller Schwere.

 

Ich bin wütend, weil ich nicht schwer sein darf in dieser Welt, die Leichtsein idealisiert.

Weil meine Schwere das Spiel des leichten Lebens stören, unterbrechen, gar außer Gefecht setzen würde.

 

Weil meine Schwere andere schwer machen könnte und obwohl gemeinsam schwer sein, verbindend sein könnte und allein leicht sein, viel leichter wäre, wir uns meistens dafür entscheiden, gemeinsam leicht zu sein und allein schwer zu sein.

 

Allein – erdrückt dich die Schwere, raubt dir Kraft und saugt dich aus, sie ist schwer auszuhalten.

 

So scheint es leichter zu sein, sich dem Spiel des leichten Lebens zu fügen.

Sich künstlich Lebensfreuden zu erwerben, sich scheinbar gute Gefühle zu zuführen, um sich frei und leicht zu lügen.

 

Doch hinter dieser zerbrechlichen Leichtigkeit, die wir oft alleinig als Lebendigkeit verstehen, steckt auch eine wuchtige Schwere, die wir allzu oft mit Leblosigkeit verbinden.

 

So verwehren wir uns schwer zu fühlen; Wut- Angst- Trauer zu unterdrücken; und mit konstanter Freude zu betrügen. Dabei bedeutet eindimensional nur Freude zu fühlen, eigentlich Leben zu töten.

 

Lebensenergie zu verschwenden um Wut, Angst, und Trauer zu bekämpfen.

 

Lebendigkeit ist auch Wut, Angst und Trauer zu begrüßen.

 

Lebensenergie tatsächlich zu verwenden, um sich gutes Leben wieder zu erkämpfen.

 

 

Thúy schreibt über existenzielle Gefühle des Schwerseins in einer Gesellschaft, in der diese Gefühle oft keinen Platz haben dürfen.
© privat