Es war ein sicherer Ort
umgeben von Rauch
gedimmtem Licht
manchmal lachte ich
über die Tischdeko:
Ein-Euro-Teelichter.

Es war ein sicherer Ort
nur wusste ich es nicht
bis wichtigere Menschen
in Funk und Fernsehen
Internetbekundungen
vom Nachher sprechen
doch Vorher absprechen
tot sind die Gesichter
schauen von Wandbildern
herunter auf Fußwege
hallenden Schritten hinterher

sie haben uns verlassen

sie sind von uns gegangen.

Es fühlt sich stumpf an
Ich brauche Notizhefte
gegen das Verdrängen
die Hefte stehen neben
billigen Teelichtern
meine Finger gleiten
um den schmalen Docht
weiß, weich, porös
ich muss die Hand
nur zur Faust ballen
ihn zerquetschen
der Wut freien Lauf
lassen es fließt
Feuer durch Schläfen
doch niemand spricht
über Berechtigungen
politischer Emotionen.

Wenn ich an
Dönerien
Blumenläden
Schneidereien
Internet-Cafes
und Shisha-Bars
vorbeilaufe
meine Tränen im
Alltags Sinne
ersticke
ersticke ich niemals
den flammenden Docht
damals in Sicherheit.

Ich kaufe mir Teelichter
in Moscheen fehlt mir
die Privatsphäre
also gehe ich in Kirchen
ein Mund voll Gebete
klagt keine Doppelmoral an
er nickt und kaudert weiter
doch geht es hier nicht
nur um meine Sichtbarkeit
alle Weiße Männer wollen
mal ne Ausländerin
flachlegen und klicken
sich durch Desi
und Hijabipornos.

Bedenkst du nicht
dass meine Haut
keine Projektionsfläche
für die Leere deines
Non-Struggles ist
Bin tane Struggles
eine Realität sind
die du in orientalische
‚Spreche-ich-es-richtig-aus‘
Häppchen mit Schleifchen
verpackt an dich reißt
an andere verspeist?

Ich zünde ein Teelicht an
damit du den Weg
zu mir findest wenn
Black und Trans und
People of Color
Jungs auf der Straße
aus Angst und Scham
vor den Bullen
sich selbst in ihrem
letzten Hemd nicht
zu Hause fühlen dürfen
als bedauerliche
Einzelfälle fallen
und du isst Falafel
weil sie vegan sind.

Ich zünde ein Teelicht an
mein Vater kommt bald
meine Mutter
meine Brüder
und Schwestern
geliebte Menschen
solange hält es
mich warm

komm

bald.

 

Bild: mizmareck CC