Erzählt mir nicht, wer ich bin – Maita

es begann.
ostberlin grauer tag mitte november
fielst du zum ersten mal

 

tage später amtsbesuch
schwarz auf weiß notiert

laute, die mich noch jahre begleiten würden
lang bevor ich selbst das erste wort zu sprechen wusste

so fing es an
du wurdest mein
ich wurde du

 

sie gaben mir dich und nahmen mir dich
rufen und nennen

buchstaben, die mich meinen

doch die laute verhallen

in der leere ihrer bedeutung

verlieren sich

auf dem weg zu mir

 

ewige blicke endlose fragen
so ging es weiter
meine haut mein körper meine haare

mittelpunkt von gesprächen
investigationen nach dem „anderen“

 

ich begann dich zu hassen
als ich sagte du wärst mein
fühlte ich
wie mich die fremdzuschreibungen

wie auch du

immer enger in ihren klauen hielten

jahre der genommenen worte
ich wuchs auf in eine welt, die schon zu wissen scheint, wer ich bin
denn auf

haut
körper
haare
namen

folgen normen

umbruch

ich begann
deine buchstaben zu verformen und meine eigenen daraus zu machen
fing an

die haut den körper die haare

anzunehmen

die last

abzugeben

& so auch dich

 

Ich ließ dich gehen
und schenkte mir, was meins ist

laute, die mich tanzen lassen

die mich fassen
mich be-greifen statt mich festzuhalten

 

zuerst lernten die neuen bekannten

die dachten wir gehörten schon immer zusammen

dann die alten verbindungen

sprachen leere laute verhaspelten verbesserten sich

 

ich wuchs hinein

legte die weichen buchstaben um mich wie eine warme decke freiheit
setzte sie auf wie eine krone stolz

 

so bin ich heut nicht mehr die vom anfang
weder in echt noch auf dem papier

 

heute spreche ich meine eigenen laute
& gewinne so das sagen
über mein sein
stück für stück zurück

 

credits Beitragsbild: privat