Integration hängt an mehr als den einzelnen
Am Ende müssen wir nicht nur von einzelnen Integration einfordern, sondern alle müssen daran mitarbeiten.

 

Intergration. Wisst ihr, wieviel mal ich pro Tag das Wort höre, zum Beispiel im Radio, im Fernsehen oder in meinem Sprachunterricht? Ehrlich gesagt, mittlerweile ärgert mich das Wort. Am Ende, wenn ich gut integriert wäre, würden die Behörden mich „einen guten Migrant“ nennen, weil ich in ihren Augen kein Mensch, sondern ein Migrant bin, obwohl alle Menschen gleich geboren worden sind.

 

Der Andere soll integriert werden
Aber Integration – ich hasse einfach das Wort. Wisst ihr warum? Ich sage euch warum: Jemand zwingt mich, das Wort zu hassen. Und ich sage euch ganz ehrlich, es ist jeder, der nichts dafür tut, um „die Anderen“ zu integrieren (hier die Anderen in Anführungsstrichen, denn zum „Anderen“ muss man ja zunächst einmal gemacht werden, er ist eine Konstruktionsleistung). Einerseits soll ich viel machen, um mich zu integrieren. Andererseits müsst ihr mir ja helfen, damit ich mein Ziel erreichen kann.

 

Ein Vorschlag für eine Einleitung ins Gespräch
Ich treffe immer neue Leute, die mich nur nach Politik und Krieg fragen oder denen nur die Frage „Wo arbeitest du?“ einfällt und die nur mit dieser Frage das Gespräch beginnen.
Ich möchte gern wissen, warum niemand mich fragt: „Was gefällt dir in Deutschland?“ Das wäre eine viel bessere Einleitung für ein Gespräch, oder? Wo liegt also das Problem? Nach ungefähr zwei Jahren habe ich mich daran gewöhnt, dass sich die meisten nur dafür interessieren. Ich bin mir sicher, dass das Problem nicht meine Schuld ist.

 

Geflüchtete und Migrant*innen sind kein Problem der Welt
Ich habe längst aufgehört, davon zu träumen, mich hundert Prozent zu integrieren. Ich möchte nicht auf Hartz IV angewiesen sein, ich möchte arbeiten und unabhängig sein. Aber das kann ich nur Schritt für Schritt erreichen. Deshalb bin ich jetzt zufrieden.
Ich integriere mich am besten, wenn ihr mich akzeptiert und euch mit mir über normale Dinge wie mit jedem anderen Menschen unterhaltet. Geflüchtete und Migrant*innen sind kein Problem der Welt, sondern das Problem blinder Rassist*innen. Dabei gibt es wichtigere globale Problem: der Treibhauseffekt ist nur ein Beispiel.

 

Alle müssen daran mitarbeiten
Bitte versucht erst einmal, die Bedeutung von Humanität zu verstehen, dann könnt ihr auch über Integration sprechen, weil wir eine Weltintegration brauchen.
Am Ende müssen wir nicht von einzelnen Integration einfordern, sondern alle müssen daran mitarbeiten.

 

Liebe Grüße,
Ali, ein syrischer Geflüchteter

Ich bedanke mich bei Florian Zimmer-Amrhein für die Hilfe.

 

Bild: duncan c CC