Hallo mein Name ist…

 

Hallo, ich heiße Nour. Ich bin 26 Jahre alt. Meine Eltern kommen aus dem Libanon. Ich nicht. Ich bin in Minden geboren. An sich ist mir das scheißegal. Was macht das schon für einen Unterschied, ob ich in Minden, München, Bayreuth oder Beirut geboren wurde. Für mich keinen. Aber für dich. Sonst würdest du ja nicht fragen. Zu sagen, dass ich in Minden geboren bin, ist ein Eintrittsticket. Ich kann damit ganz schön viele Sicherheitsschranken und -maßnahmen umgehen.

 

Nächste Frage.

 

„Ja, an sich ist meine Familie muslimisch, aber das hat für mich nie eine Rolle gespielt. Der Libanon ist, was Religion angeht, oft so wie Deutschland. Und ich glaube da auch nicht dran.“ Alter.

Wenn ich nur an dieses Gespräch denke, bekomme ich schon klaustrophobische Ängste vor den Inspektionen, die sicherstellen sollen, dass ich den DEUTSCHEN Boden nicht unerlaubt betrete.

Was noch?

 

So jetzt muss ich nur noch erzählen, dass ich studiere (Englisch und Sozialkunde auf Lehramt. Für Gymnasien natürlich.) und ich an der Uni als studentische Hilfskraft arbeite. Noch ein paar intelligente, verschachtelte Sätze hier, das ein oder andere komplizierte, fachwissenschaftliche, auf mein studiertes, kompetentes und überraschenderweise durchaus über dem Durchschnitt liegende Niveau hindeutende Wort und Schwups. Ich darf rein.

Ich bin qualifiziert!

 

Ich bin qualifiziert, mich mit euch intellektuellen Menschen zu unterhalten. Und das – dafür Tausenddank – auf einer Augenhöhe! Man merkt ja gar nicht wirklich, dass ich einen Migrationshintergrund habe. Hätte ich das nicht gesagt, hättest du gedacht, nur ein Elternteil wäre aus dem Ausland.

Mensch, danke!
Was für ein Kompliment!
Das alles musstest du gar nicht unbedingt über mich wissen? Blöd, dass ich mich so aufgedrängt hab. Wollt ich nicht.

 

 

 Bild: Ged Carrol CC